Ihr Heimweg von der Arbeit oder der Disko führt Sie durch abgelegene Gegenden und dunkle Gassen? Angesichts der sich häufenden Medienberichte über Überfälle fühlen Sie sich nicht sicher?
Das muss nicht sein: Ein Selbstverteidigungskurs bereitet Sie praxisorientiert auf mögliche Problemsituationen vor und lehrt, diesen glimpflich zu entgehen. Schließlich kann jedem so etwas widerfahren, doch nicht jeder muss dabei völlig hilflos sein.
Wie ist Selbstverteidigung definiert?
Selbstverteidigung ist definiert als die Abwehr von konkreten und unmittelbaren Angriffen, die die körperliche Unversehrtheit einer Person gefährden. Die Abwehr umfasst dabei:
- die Vermeidung von Angriffssituationen
- die Abschreckung des Angreifers vor dem potenziellen Angriff
- körperliche Techniken zur Gewaltabwehr im Falle eines Angriffs
Im Selbstverteidigungskurs werden alle drei Aspekte der Abwehr gelehrt. Darüber hinaus geht es um die psychische Stärkung. Denn wer ohne Selbstbewusstsein auftritt, tritt in den Augen der Täter als Opfer auf. Zudem lernen die Teilnehmer, wie wichtig Zivilcourage unbeteiligter Menschen ist.
Die Täter verlassen sich darauf, dass Umstehende sich nicht trauen einzuschreiten. Daher vermittelt Ihnen der Selbstverteidigungskurs nicht nur Verteidigungsmöglichkeiten, sondern ebenso Verantwortung für seine Mitmenschen zu übernehmen.
An wen richtet sich ein Selbstverteidigungskurs?
Kurz gesagt: An jeden! Niemand ist vor einer potenziellen Gefahrensituation durch einen körperlichen Angriff gefeit. Solche Angriffe können von fremden Personen im öffentlichen Raum erfolgen oder auch von Bekannten und Nahestehenden, wie zum Beispiel im Fall von häuslicher Gewalt. Als besonders gefährdet gelten jedoch:
- Frauen
- Kinder
- Senioren
- Beschäftigte bestimmter Berufsgruppen, wie Busfahrer oder Schaffner
Doch auch junge, sportliche Männer werden Opfer solcher Übergriffe. Zudem ist die Annahme, Angriffe würden nur bei Nacht und in abgeschiedenen Gegenden passieren, falsch. Eine Vielzahl findet auf stark frequentierten Plätzen, wie Bahnhöfen und Haltestellen, statt.
Selbstverteidigungstechniken sind auch für unsportliche Menschen leicht zu erlernen. Davon abgesehen gibt es diverse Kampfsportarten, die eher defensiv ausgerichtet sind und zu Selbstverteidigungszwecken eingesetzt werden können.
Inhalte eines Selbstverteidigungskurses
Selbstverteidigungskurse, die sich nicht auf bestimmte Kampfsportarten beschränken, unterrichten in der Regel einen Mix aus verschiedenen Sportarten.
Das Ziel ist die Vermittlung effektiver Methoden zur Verteidigung, die kein jahrelanges Training voraussetzen, wie das bei den meisten Kampfsportkünsten der Fall ist. Mit einfachsten Mitteln und wenig eigenem Kraftaufwand soll ein größtmöglicher Effekt erreicht werden.
Dabei deckt der Kurs folgende Inhalte ab:
- Schläge und Tritte gegen die Schwachstellen des Angreifers
- Vorbeugendes Verhalten und Deeskalation
- Ausweichen und Entwaffnen
- Verteidigungsstellung
- Hebelgriffe, bei denen die Kraft des Angreifers gegen ihn verwendet wird
- Nonverbale Kommunikation und selbstbewusstes Auftreten
- Befreiungstechniken aus Griffen und aus liegender Position
- Alltagsgegenstände als Waffen einsetzen
- Das richtige Timing und das Nutzen des Überraschungseffekts
- Rollenspiele
Für Kinder empfiehlt sich ein Selbstverteidigungskurs ab einem Alter von fünf Jahren. Die Kursinhalte werden auf das Alter und die körperlichen Fähigkeiten der Kinder angepasst.
Waffen zur Selbstverteidigung
Die meisten Selbstverteidigungskurse und Kampfsportarten lehren die Abwehr ohne Waffengewalt. Dennoch fühlen sich viele Menschen sicherer, wenn sie im Fall eines Angriffs nicht nur auf sich selbst gestellt sind. Aus diesem Grund werden hier einige Waffen mit ihren Vor- und Nachteilen kurz vorgestellt:
CS-Gas: |
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Pfefferspray: |
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Elektroschocker: |
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Taschenalarm: |
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Gaspistole: |
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Messer: |
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Kubotan: |
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Des Weiteren können auch alltägliche Gegenstände, wie Regenschirme, Handtaschen oder Kleingeld, zur Waffe umfunktioniert werden. Dies wird ebenso im Selbstverteidigungskurs thematisiert.
Letztlich gilt: Solche Waffen allein machen keine effektive Selbstverteidigung aus und stellen lediglich eine zusätzliche Sicherheit dar.
Selbstverteidigung im Kampfsport
Viele traditionelle Kampfsportarten mit defensiver Ausrichtung dienen der eigenen Verteidigung. Hier eine Auswahl:
Krav Maga: |
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Aikido: |
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Wing Tsun: |
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Jiu Jitsu: |
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Wendo: |
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Die meisten Selbstverteidigungskurse kombinieren Elemente verschiedener Kampfsportarten. Das ist nicht mit dem Erlernen einer Kampfkunst von der Pike auf vergleichbar, bei dem die Bewegungsabläufe durch langjähriges Training perfektioniert werden und außerhalb des sportlichen Wettkampfs keine Anwendung finden.
Selbstverteidigungskurse dagegen sind praxisorientiert und vermitteln Grundkenntnisse und -techniken, die unabhängig vom Trainingszustand einer Person schnell erlernt und abgerufen werden können.
Rechtliches: Gesetzliche Definition von Notwehr
Der Paragraf 32 zur Notwehr im Strafgesetzbuch besagt: Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
Dies gilt auch für das Einschreiten bei einem Eingriff auf andere Personen. Allerdings muss zur Verteidigung ein angemessenes Mittel verwendet werden. So darf beispielsweise nicht zu scharfen Waffen gegriffen werden, wenn der potenzielle Angreifer noch nicht einmal handgreiflich geworden ist.