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Fechten – Alles, was Sie über diese Sportart wissen müssen!

Sich mit dem Gegner auseinandersetzen, eine passende Taktik auswählen, agieren und reagieren, versuchen zu treffen ohne getroffen zu werden. Konzentration, Präzision, Kraft, Reaktion – all das schmilzt beim Fechten zusammen. Ob Leistungs- oder Breitensport, beim Fechten finden Sie Abwechslung und Sie tanken Kraft für den Alltag.

Doch Fechten ist mehr als einen Degen gekonnt zu schwingen, denn in diesem Sport gibt es verschiedene Waffen und Fechtgattungen, von denen jede einen besonderen Reiz auf die Sportler ausübt. Dadurch fällt Anfängern der Einstieg nicht leicht. Aus diesem Grund erfahren Sie im Folgenden, wie sich die einzelnen Fechtgattungen unterscheiden und erhalten eine Antwort auf die wichtigsten Fragen zum Fechtsport.

Wie unterscheiden sich Florett, Säbel und Degen? Gibt es ein Mindestalter? Welche Schutzausrüstung benötige ich? Welche Wettkämpfe werden ausgetragen?

Welche Fechtgattungen gibt es?

Der Fechtsport unterteilt sich in mehrere Gattungen. So existieren folgende Arten, die Sie ausüben können:

  • Das Sportfechten
  • Das Rollstuhlfechten
  • Die Mensur, das akademische Fechten
  • Das Theaterfechten
  • Das historische Fechten

In folgenden Abschnitten wird näher auf die einzelnen Arten eingegangen.

Das Sportfechten

Das Sportfechten unterscheidet sich durch die Waffenarten, den Turnierregeln sowie der Schutzkleidung von den anderen Formen der Fechtkunst. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Waffen vor, geben einen Überblick zu den Altersklassen sowie der Schutzausrüstung und den Turnieren.

Waffenarten im Sportfechten

Diese Fechtkunst wird mit drei Waffenarten ausgeübt: Dem Säbel, Degen oder Florett. Sie unterscheiden sich im Aufbau und der Trefferfläche. Nachfolgend finden Sie alle drei Waffen im Vergleich:

Der Säbel – Hieb- und Stichwaffe

  • Aufbau: Der Säbel setzt sich auf seiner Glocke mit Bügel zusammen. Seine Klinge ist zur Spitze hin extrem flach und biegsam, darf nicht länger als 88 Zentimeter und muss annähernd rechteckig im Querschnitt sein. Säbel besitzen ein Höchstgewicht von 500 Gramm bei 105 Zentimetern Höchstlänge.
  • Trefferfläche: alles oberhalb der Gürtellinie
  • Regeln: es gilt das Treffervorrecht. Treffer auf ungültiger Fläche werden nicht angezeigt

Der Degen – Stichwaffe

  • Aufbau: der Degen zeichnet sich durch seine halbkugelförmige Glocke und seine bis zur Spitze verjüngte V-förmige Klinge aus. Er ist höchstens 90 Zentimeter lang und sein Griff kann französisch (ein langer glatter Stab) oder belgisch (auch Pistolengriff, orthopädisch, handangepasst) sein. Das Höchstgewicht beträgt 770 Gramm bei einer Maximallänge von 110 Zentimetern mit Griff. Degen für Kinder sind 90 Zentimeter lang.
  • Trefferfläche: der gesamte Körper
  • Regeln: kein Treffervorrecht. Den Punkt erhält derjenige, der als Erster trifft. Fallen innerhalb von 0,05 Sekunden zwei Treffer gleichzeitig, bekommen beide Fechter einen Punkt.

Das Florett – Stichwaffe

  • Aufbau: Das Florett besitzt eine dünne, rechteckige Klinge mit einer flachen kugelkappig-förmigen Glocke. Die Klinge unterteilt sich in Klingenstärke, -mitte und -schwäche. Das E-Florett hat eine federnde Spitzenhülse. Der Griff kann französisch (ein langer glatter Stab), italienisch (ein langer rauer Stab mit Parierstange, Quart- und Terzbügel) oder belgisch (orthopädisch) sein. Das Florett hat ein Maximalgewicht von 500 Gramm bei einer Hochstlänge mit Glocke von 110 Zentimeter. Ab der Glocke das diese Stichwaffe nicht länger als 90 Zentimeter sein.
  • Trefferfläche: Rumpf mit Maskenhals
  • Regeln: es gilt das Treffervorrecht: ein Treffer wird gezählt, wenn er von einem Fechter gesetzt wurde, der das Vorrecht hatte.

Übersicht der Altersklassen beim Fechten

Auf Turnieren und Meisterschaften unterteilen sich die Fechter unterteilen sich in mehrere Altersklassen:

9-11-JährigeSchüler C-Jugend
12- bis 13-JährigeB-Jugend
14- bis 16-JährigeA-Jugend
17- bis 19-JährigeJunioren
20-Jährige und ÄltereAktive (Allgemeine Klasse)
ab 40 JahrenSenioren

Die genauen Regelungen über die Organisation, das Turnierwesen, das Pass- und Lizenzwesen finden Sie in der Sportordnung des DFB.

Was gehört noch zum Sportfechten?

Die Fechtbahn (frz.: Planche) ist 1,5 bis 2 Meter breit und 14 Meter lang. Auf der Bahn sind Mittelinie, Startlinie, Warnlinie sowie Endlinie markiert.

Die Treffer werden mit Hilfe der elektronischen Trefferanzeige registriert und am Melder angezeigt. Dazu tragen die Fechter eine spezielle Ausrüstung (Florett: E-Weste, Säbel: E-Weste, E-Handschuh, E-Maske). Sobald ein Stoß oder ein Hieb sitzt, schließt sich der Stromkreis und ein Treffer wird angezeigt. Es wird zwischen gültigen und ungültigen Treffern unterschieden.

Die elektronische Ausrüstung unterscheidet sich je nach Waffe. So gibt es z. B. beim Säbel keine ungültigen Treffer, da die Sportler auf den ganzen Oberkörper zielen dürfen und nicht nur Stöße, sondern auch Hiebe erlaubt sind.

Der Schiedsrichter (Obmann bzw. Obfrau) leitet das Gefecht, überprüft die Waffe und die Ausrüstung, vergibt gelbe und rote Karten für Regelverstöße und entscheidet über die Treffer. Wenn keine elektronische Trefferanzeige vorhanden ist, kann der Obmann von vier Seitenrichtern unterstützt werden.

Fechten als Wettkampf

Frauen und Männer fechten im Einzel- oder Mannschaftskampf stets getrennt. Das Sportfechten unterteilt sich dabei in Disziplinen mit drei Waffengattungen: Degen, Säbel und Florett.

Der Einzelkampf

In den Vor- und Zwischenrunden dauert ein Gefecht maximal drei Minuten reine Kampfzeit oder endet nach fünf Treffern. In Direktausscheidungen dauert es neun Minuten, dabei wird alle drei Minuten eine Minute Pause eingelegt, bis der Kampf nach 15 Treffern endet.

Im Falle eines Gleichstands nach Ablauf der Zeit wird der sog. Vorteil ausgelost. Anschließend fechten die Sportler höchstens eine weitere Minute, bis ein entscheidender Treffer gelandet wird. Falls immer noch kein Treffer gefallen ist, gewinnt der Fechter, der den Vorteil hat.

Der Mannschaftskampf

Beim Mannschaftskampf treten zwei Mannschaften mit jeweils drei Fechtern gegeneinander an. Dabei tritt jedes Mannschaftsmitglied gegen das des anderen Teams an. Ein Ersatzfechter kann einmal eingewechselt werden.

Es finden neun Gefechte in Staffelform statt, d.h. im ersten Gefecht wird bis fünf Treffer gefochten, im zweiten bis zehn usw. Sobald eine Mannschaft 45 Treffer erreicht, gewinnt sie den Kampf. Jeder Fechter übernimmt den vorherigen Stand.

Welche Schutzkleidung tragen Fechter?

Um Verletzungen bei diesem Sport zu vermeiden, sind die Fechter an allen wichtigen Körperbereichen gut geschützt. Zur Schutzausrüstung gehören:

  • Fechtmaske mit Drahtgitter
  • Jacke mit Fixierung
  • Unterziehweste
  • Brustschutz für Frauen
  • Hose
  • Handschuhe
  • Kniestrümpfe
  • Tiefschutz (Suspensorium) für Männer (optional)

Turniere im Sportfechten

Internationaler Dachverband für Fechten ist die Fédération Internationale d’Escrime. In Deutschland sind die Fechter im Deutschen Fechter-Bund organisiert. Er setzt sich aus 20 Regionalverbänden zusammen.

Fechten gehört seit 1896 als Gründungssportart zu Olympischen Disziplinen. Bei den olympischen Spielen in London 2012 wurden zehn Wettbewerbe ausgetragen – sechs Einzelwettbewerbe (Degen, Florett und Säbel jeweils für Frauen und Männer) sowie vier Mannschaftswettbewerbe (Degen und Florett bei den Frauen, Florett und Säbel bei den Männern).

Die jährlichen Fechtweltmeisterschaften sind nach den Olympischen Spielen die wichtigsten Meisterschaften im Fechtsport. Dort treten die Fechter mit Degen, Florett oder Säbel gegeneinander an.

Das Fechten mit Degen gehört neben Pistolenschießen, Schwimmen, Springreiten und Querfeldlauf zum Modernen Fünfkampf. Jeder ficht gegen jeden bis zum ersten Treffer. Wenn nach einer Minute keiner der Athleten einen Treffer gesetzt hat, haben beide verloren.

Darüber hinaus werden in jedem Landesverband Landesmeisterschaften und andere kleinere Turniere und Pokale durchgeführt.

Das Rollstuhlfechten (Wheelchair fencing)

Wenn Sie eine Bewegungseinschränkung der Beine haben und somit am Betrieb des Sportfechtens verhindert sind, können Sie die Sportart trotzdem betreiben. Diese Fechtgattung entspricht größtenteils dem Sportfechten, ist jedoch auf die Bedürfnisse für Beinbehinderte ausgelegt.

Die Rollstuhlfechter werden nach Behinderungsgrad klassifiziert und in drei Klassen A, B und C unterteilt. Die Regeln im bei diesem Sport sind bis auf einige Unterschiede und Änderungen mit dem Sportfechten identisch. Die Rollstühle werden in einem Gestell befestigt, so dass sich die Fechter während des Wettkampfes nicht bewegen.

Die Sitzpositionen hängen davon ab, mit welcher Hand die Sportler fechten (beide gleiche Hand oder ein Rechts- und ein Linkshänder). Die Trefferfläche ist die gleiche wie im nicht-behinderten Fechten. Außerdem darf beim Degenfechten nicht unterhalb der Hüfte gezielt werden. Dieser Bereich wird mit einer Brokatdecke geschützt

Innerhalb des Deutschen Behinderten-Sportverbands (DBS e.V.) gibt es den Fachbereich des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes(DRS e.V.), dessen Fachbereich die Interessen der Rollstuhlfechter vertritt.

Rollstuhlfechten kann meistens in den üblichen Fechtervereinen betrieben werden, wenn es die räumlichen Bedingungen zulassen. In manchen Vereinen gibt es auch extra Abteilungen für Behinderten-Sport.

Das Rollstuhlfechten gehört seit den ersten Paralympischen Spielen im Jahre 1960 zu den Disziplinen, in denen die Sportler antreten. Des Weiteren tragen die Rollstuhlfechter verschiedene Meisterschaften (EM, WM, nationale Meisterschaften) und Pokale, wie World Cup Rollstuhlfechten in Malchow, aus.

Die Trainer besitzen die übliche, beim Deutschen Fechter-Bund erworbene Lizenz, die auch im Rollstuhlfechten anerkannt wird. Eine Weiterbildung bzw. die Lizenz „Rehasport“ ist aber erwünscht. Im Rahmen der Ausbildung zum Fechtmeister der ADFD gibt es einen 8-stündigen Kurs zum Thema Rollstuhlfechten.

Die Mensur, das akademische Fechten

Die traditionelle Fechtgattung, die viele Studentenverbindungen bis heute ausüben, ist das akademische Fechten. Gefochten wird dabei mit sogenannten Schlägern, es können Glocken- oder Korbschläger sein. Säbelfechten wird seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausgeübt. Die Schläger sind beidseitig scharf und haben eine stumpfe Spitze. Die Paukanten, d.h. Fechter, sind an allen wichtigen Körperbereichen geschützt, die Schutzausrüstung besteht aus:
  • Unterschutz
  • Kettenhemd
  • Paukbrille mit Nasenblech
  • optionalem Wangenleder
  • Halskrause
  • Stulpen
  • Handschuh
  • Helm (nur beim Üben)

Das Trefferfeld ist der Kopf, alle Hiebe werden mit dem Armstulp pariert. Die Mensur, d.h. der Fechtkampf zwischen zwei Studenten, wird im Stehen ausgeübt. Die Hiebe fallen im Wechseltempo an. Als Regelwerk für das akademische Fechten dient das Paukcomment.
Im Gegensatz zum Sportfechten ist das akademische Fechten keine Sportart, ebenso wenig finden Meisterschaften statt. Beim akademischen Fechten gibt es keine Sieger und Verlierer.

Nach einer genügenden Vorbereitungszeit dienst die Mensur zwischen Studenten zweier verschiedener Verbindungen als eine Art Prüfung und Aufnahmekriterium für den Bund.

Das Theaterfechten

Beim Theaterfechten, auch szenisches Fechten oder Bühnenfechten genannt, versuchen die Fechter ein Gefecht aus verschiedenen Epochen (von der Antike bis heute) choreografisch wiederzugeben. Im Gegenteil zum historischen Fechten, das wissenschaftliche Zwecke verfolgt, dient das Theaterfechten der Unterhaltung.

Bei dieser Fechtgattung stammen treten zwei oder mehrere Fechter gleichzeitig an. Die Teilnehmer studieren das Gefecht, um einen möglichst reibungslosen und sicheren Ablauf zu gewährleisten und den Zuschauern ein spannendes Erlebnis zu bieten.

Bei dieser Form des Fechtens werden entsprechende Waffen aus der dargestellten Epoche eingesetzt. Das können ein langes Schwert, Anderthalbhänder (auch Bastardschwert genannt), Bidenhänder (Zweihänder), Katzbalger, Stangenwaffen, Dolch und viele andere sein.

Um Theaterfechten auszuüben, benötigen Sie eine spezielle Ausbildung. Die Ausbildung erfolgt an Schauspielschulen, bei privaten Vereinigungen und mittlerweile auch bei einigen Fechtvereinen. Neben dem Umgang mit Waffen, werden auch schauspielerische Grundkenntnisse, wie die Darstellung von Verwundungen, Einsatz von Stimme, Mimik und Gestik, usw. vermittelt.

Die Akademie der Fechtkunst Deutschlands (ADFD) organisiert alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft im szenischen Fechten.

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